Schmirgelzeichnungen 2013 I 2014 I Schmirgelpapier (Schleifpapier) unterschiedlicher Körnung

Schleifspuren auf Schleifpapier 2010 – 2014

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Schleifspuren auf Schleifpapier. Helmut Heinze hat während der Renovierungsphase Fensternischen und Teile der Wände des Ausstellungraums der Königschule mit Schleifpapier bearbeitet. Die Zeichnungen auf dem Papier zeigen einen unterschiedlichen Farbabrieb. Dabei ist Weiß die am stärksten auftretende Farbe, neben ihr Gelb und Grün, mit denen die Wände gestrichen waren. Der unterschiedliche Druck auf dem Papier beeinflusste die Linienstärke auf dem Schmirgelpapier. Durch das Schleifen in unterschiedliche Richtungen während ein und des selben Schleifvorgangs entstanden Strukturen, die vom Künstler nur indirekt zu beeinflussen waren.

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Helmut Heinzes „Schleifpapierzeichnungen“,

abgerieben von Wänden des unrenovierten Atelierhauses, hinterfragen in innovativer Weise die Spuren der Geschichte, indem sie etwas Altes aufnehmen und auf ein neues Material übertragen, welches üblicherweise zur beseitigung und nicht zur Konservierung von Materialien dient.

Geschichte in eine neue künstlerische Form zu bringen erfüllt in gelungener Weise die Kriterien des Geschichtich orientierten Kunstpreises „Henriettenglück“, besonders auch, weil die künstlerische Arbeitsweise Helmut Heinze in unprätentiöser Art Einflusse des Zufalls, der vorhandenen historischen Substanz (Wand des Hauses) und des haptisch interessanten Trägermaterials, des Sandpapiers. Zu einer selbstverständlichen Einheit verschmelzen lässt.

 

Jury Kunstpreis Henriettenglück

 

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Schleifspuren auf Schleifpapier - nichts Ungewöhnliches. Doch die Spuren lassen

aufblicken. Anmutungen von Gräsern, Blättern und Rinden, ganze Landschaften mit

Spiegelungen in Teichen und Seen tun sich auf und entfalten sich auf grauem,

feinkörnigem Grund. Zufällig oder auch gezielt eingesetzte Schleiftechniken

lassen immer neue, ephemere Strukturen entstehen, die wieder und wieder Ahnungen beim Betrachter freisetzen. Doch es entstehen nicht nur vorübergehende Strukturen, die an Natur und Vegetation erinnern, auch kubisch übereinander gesetzte Formen lassen Tiefenräume aufscheinen. Ein Linienhauch – festgehalten, im Moment der Bewegung.

 

Dr. Hildegard Erlemann (Kunst-und Kulturhistorikerin)


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Farbabrieb auf Schmiergelpapier. Die Beobachtungsgabe des Künstlers hat vermeintlichen Handwerkerabfall als ästhetisch wirkende Kompositionen erkenntlich gemacht Der graphisch anmutende Farbabrieb wirkt für ein nahezu unwillkürlich entstandenes Produkt übberaschend schlüssig, ja fast durchdacht. Vor dem dunkelen Grund des Schmiergelpapiers treten die abstrakten, hellen Strukturen wie Weißhöhungen einer Zeichnung hervor. Die Schleifspuren bilden Knotenpunkte, Ballungsräume, Parallel- oder Kreuzschraffuren sowie Überlagerungen und ergeben ein perspektivisches Ganzes, was Assoziationen an Gegenständliches inspieriert.

Dem Betrachter wird seine eigene Sehwarnehmung und -erfahrung vor Augen geführt: Unwillkürlich beginnt seine Suche nach geschlossenen Formen, nach einem subjektiv sinnvollen Gesamteindruck.

 

Simone Fechner, Kunsthistorikerin, M.A.